nobelpreisträger Henri Bergson, dass das Neue, das Mögliche kein »Gespenst ist, das auf die Stunde seines Erscheinens war- tet«. Es ist vielmehr andersherum: »Das Wirkliche schafft das Mögliche, und nicht das Mögliche das Wirkliche.« Die Zukunft ist gerade deshalb offen, weil nicht alles zu jeder Zeit möglich ist, sondern stets aus dem jeweiligen Wirklichen her- vorgeht. Das Neue entwickelt sich aus dem Zusammenspiel von Ich und Umwelt, Selbstschöpfung und Inspiration. 3. DAS GESTERN IM MORGEN »Zukunft braucht Herkunft«, heißt ein Essay des Philoso- phen Odo Marquard. Er spricht von »Herkunftshaut«: »Das uns prägende Vergangene ist immer schon da, wenn wir einen Moment feiern und uns mit unserer Zukunft beschäf- tigen.« Das Bewusstsein für den Wert der Tradition und eine gewachsene Haltung stärken unsere Zukunftskompetenz. Wir können wunderbar anknüpfen. Wo wir anfangen ist niemals wirklich der Anfang. 4. DIE ZUKUNFT IST SCHON DA Neues entsteht folglich immer dann, wenn es Offenheit für die Möglichkeiten gibt, die bereits im Wirklichen einge- schlossen sind. Wichtig ist, das Wirkliche immer wieder beharrlich zu bearbeiten, um daraus neue Optionen zu schaffen. Oft genügt es also, sich in der Gegenwart sorgfälti- ger umzusehen, wenn wir einen Blick in die Zukunft wer- fen wollen. Denn die Zukunft ist schon da, sie ist nur noch nicht gleichmäßig verteilt. 5. DIE KUNST DER IMPROVISATION In seinem Werk »La Pensée sauvage« – »Das wilde Denken« – kontrastierte der französische Ethnologe und Philosoph Claude Lévi-Strauss den planend-rationalen Ingenieur mit dem improvisierenden Bricoleur, der das Gegebene kreativ mixt, das Zufällige antizipiert und dabei entspannt wie selbstbewusst auf seine Fähigkeit der Kombination und Improvisation vertraut. Immer mit Freude offen für das, was sich als Realität anbietet. 6. DISRUPTION: PRINZIP UND DILEMMA Dann gibt es noch den Disrupteur. Der entwirft das Neue in Abstoßung des Alten, das er ersetzen will. Das Resultat sind umstürzlerische Erfindungen, die Traditionelles pulveri- sieren – kein Wunder also, dass die Start-up-Szene diesen Begriff zum Spirit erhebt. Disruption ist Prinzip. Davon bedroht ist jede noch so erfolgreiche Geschäftsidee, vor allem, wenn sie sich an aktuellen statt zukünftigen Bedürf- nissen orientiert. Für etablierte Unternehmen sei es fast unmöglich, ihr Geschäftsmodell zu ändern. Flexibler sind MICHAEL KÖCKRITZ Als Journalist, Autor, Künstler und Medienmacher gelingt es Michael Köckritz immer wieder, mit gut gelaunter Leichtigkeit ebenso aufmerk- samkeitsstarke wie nachhaltig anregende Impulse im Kontext von Zeit- und Zukunftsthemen sowie Lifestyle- und Luxuswelten zu setzen. Als Herausgeber und Chefredakteur realisierte er gleich eine ganze Reihe von Buch- und Lifestyle-Magazinformaten, die seit Jahren regelmäßig mit zahlreichen nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet werden. Das Auto-Kulturmagazin ramp, das Männer-Lifestyle-Magazin rampstyle und das Designmagazin ramp.design erscheinen international und gelten als stilbildend. Bei teNeues ist kürzlich sein neues Buch erschienen: »Coolness – Die lässige Eleganz der Freiheit«. MICHAEL KÖCKRITZ With supreme lightness and ease, journalist, artist and media producer Michael Köckritz consistently generates attention-grabbing content, leaving a lasting impression on current and future-oriented topics and the lifestyle and luxury worlds. The publisher and editor-in-chief brings to life a whole range of books and lifestyle magazines that have regularly won national and international awards for years. The car culture magazine ramp, the men’s magazine rampstyle, and the design magazine ramp.design, all published internationally, are all considered benchmarks of good style. His latest book, Coolness: The Pure Elegance of Freedom, was recently published by teNeues. postulates that the new, the possible, is not a “a ghost wait- ing for its day to come”. Rather, the opposite is true: “It is reality that makes itself possible, and not possibility that becomes real.” The future is open precisely because not everything is possible at all times, but rather always emerges from the respective reality. Innovations and novelties arise from the interaction of man and the environment, from the combination of self-creation and inspiration. 3. THE PAST IN THE FUTURE The future needs a past, as philosopher Odo Marquard once remarked. “The past that shapes us is always there whenever we celebrate a present moment or concern ourselves with our future,” he writes. An appreciation for the value of tra- dition, therefore, together with our own experience, rein- forces our ability to embrace the future. To connect with it in the best possible way. Never start at the beginning. 13